Seine Bücher haben meinem Denken eine neue Richtung gegeben. Er öffnete die Verhaltensforschung für Undenkbares, stellte Fragen, die vor ihm im Zusammenhang mit Tieren tabu waren: Nach ihrer Emotionalität, ihrer Kultur und Moral, ihrer Empathie, ihrem Altruismus. Er fand Antworten, die sich bislang keiner getraut hatte zu geben und gab der Verhaltensbiologie dadurch richtungsweisende Impulse. Traditionelle Denkschablonen in Frage stellend revolutionierte er die Wissenschaft zum Tier an sich, insbesondere zu Primaten: Frans de Waal. Am 14.3. 24 starb der Granseigneur der Verhaltensforschung, Biologe, Primatenforscher und Professor für Psychobiologie im Alter von 72 Jahren.
Frans de Waal näherte Mensch und Tier einander an, verwischte Verhaltensgrenzen und betrat gedankliche Terra inkognita in seiner freundlichen freidenkerischen Art, an die Dinge heranzugehen. Für ihn war "die Krone der Schöpfung" nur ein Geschöpf unter vielen, in vielem gleich, nur in manchem verschieden von anderen Tieren. Time Magazine nahm ihn 2007 auf in die Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt. "Wir mögen akzeptieren, dass wir vom Affen abstammen. Aber es braucht Menschen wie Frans de Waal, um uns zu erinnern, dass wir uns noch gar nicht so weit entfernt haben", hieß es in der Begründung. Er selbst sah es so: "Ich habe Affen etwas näher an den Menschen herangerückt, aber ich habe den Menschen auch etwas heruntergeholt".
Was bleibt, sind seine Bücher, allesamt Meilensteine in ihrem Blick auf die Welt der Tiere. Für jedermann verständlich und mit Humor geschrieben, wie es seine Art war. Wissenschaft für alle, nicht für den Elfenbeinturm einer priviligierten Minderheit. Lebendig bleibt er in seinen YouTube Beiträge, unvergessen in seiner Forschung.
Mit ihm geht einer, der nur sehr schwer zu ersetzen ist. Nein, das ist gelogen. Er ist nicht zu ersetzen.